Choreography
An die Stelle von Choreografie als einem kompositorischen Ordnungsprinzip verschiedener Elemente fügt sich die Energie der Tänzer*innen im Augenblick der Darbietung als zeichenhaftes Destillat hinzu. Dieses Phänomen bleibt keine Spielart des Zufalls. Katrin Banse nutzt gezielt den Widerstreit zwischen dem ordnenden Prinzip festgelegter Schrittfolgen und den körperlichen Impulsen, der Energie und dem vorhandenen Bewegungsmaterial der Tänzer*innen, um die Subjektivität der Bewegung miteinzubeziehen. Dieser Ansatz wird getragen von der Überlegung, dass kein Körper mit den choreografischen Anweisungen vollkommen identisch sein kann. Zwischen dem Körper, seiner Materialität, seiner Ausstrahlung und seinen unendlichen Möglichkeiten, sich zu bewegen auf der einen Seite und dem konkreten Regelwerk, den technischen und stilistischen Anweisungen, die den Tanz produzieren, auf der anderen Seite gibt es immer einen Abstand und eine Lücke. Genau aus dieser Zone des Nichtformulierten heraus entwickeln viele Choreografien eine ungwöhnliche Kraft. So zu arbeiten erfordert ein sensibles Gespür für alle Elemente, um diese Lücke mit der Essenz der Choreografie zu füllen.
Als Choreografin verwandelt Katrin Banse Vertrautes in Unbekanntes, Selbstverständliches bekommt eine neue Bedeutung und wird tiefgründig erfahrbar. Für die Tänzer*innen und die Zuschauer*innen. Die Recherche und Auseinandersetzung ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer choreografischen Arbeit. Was ist der Ursprung einer Bewegung, einer Melodie, eines tänzerischen Formats? Wo kommt eine Geschichte her, wo will sie heute hin? Jeder Tanzstil hat eine Herkunft und darf immer wieder neu in die Zeit gesetzt werden. Katrin Banses Choreografien sind ein schlüssig gebauter Raum der Möglichkeiten vieler Einzelelemente: Dem Inhalt bzw. dem Thema, der Musik, den Tänzer*innen, dem Ort und der Zeit. Ihre Vollendung finden sie in der Berührung mit dem Publikum.
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